Landwirtschaftliche Gebäude: ein unfallträchtiges Unterfangen?

September 13, 2022

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Von Ross Thurlow, technischer Leiter, EFI Global, Neuseeland

Forensische Ermittler werden oft mit rätselhaften Fällen konfrontiert, bei denen die offensichtlichen Beweise nicht auf die Ursache hindeuten und weitere gründliche Analysen erforderlich sind, um genau zu bestimmen, was schief gelaufen ist.

Während einer Vor-Ort-Untersuchung in Napier in der Region Hawkes Bay in Neuseeland erhielten wir einen dringenden Anruf von Versicherern, die uns baten, einen kürzlich eingetretenen Schaden in einem der größten Milchviehbetriebe in der Region zu besichtigen. Ein Kuhstall mit einer Melkanlage, die sich über eine Fläche von etwa 2500 Quadratmetern erstreckte, war bei den windigen Wetterbedingungen "umgeweht" worden. Glücklicherweise befanden sich die Kühe zu diesem Zeitpunkt nicht im Stall. Ein Landarbeiter entkam nur knapp und rannte um sein Leben, als er mit ansehen musste, wie das Gebäude nach und nach wie ein Kartenhaus zusammenbrach.

Der Kuhstall ist von 4 Uhr morgens bis 19 Uhr abends in Betrieb und melkt zweimal täglich 750 Kühe in 3 Herden. Die Kühe werden über eine große, 60 Meter breite mechanische Vorrichtung, die vom Dach des Stalls herabhängt, automatisch durch das Gebäude "geschoben". Anfänglich gab das Fehlen von Melkanlagen Anlass zu Bedenken hinsichtlich des Tierschutzes - die Kühe müssen regelmäßig gemolken werden. Glücklicherweise war das Milchsystem noch funktionsfähig. Als schnelle Lösung beschloss der Geschäftsinhaber, das eingestürzte Gebäude mit einem Bagger abzutragen. Nach den provisorischen Notausrüstungsarbeiten konnte das Melken einmal täglich von Hand fortgesetzt werden, was zu einer erheblichen Verringerung der Leistung und zu einem Einkommensrückgang von 50 % führte. Die Betriebsunterbrechungsschäden beliefen sich auf 100.000 NZ$ (61.000 US$) pro Tag.

Wir trafen einen Tag nach dem Einsturz vor Ort ein, um die Ursache zu ermitteln. Hawkes Bay ist ein exponiertes Gebiet, aber die zum Zeitpunkt des Vorfalls gemessene Windgeschwindigkeit war bei weitem nicht stark genug, um an einem 8 Jahre alten Gebäude erhebliche Schäden zu verursachen. Andere örtliche Gebäude waren nicht betroffen. Die Überreste des Gebäudes lagen nun als zerfetzter Haufen inmitten einer nahegelegenen Pferdekoppel, so dass zur Ermittlung der Ursache noch einiges an Detektivarbeit nötig war.

Was ist passiert und warum? Könnten bauliche Mängel durch das Anhalten und Anfahren der Melkmaschinen verursacht worden sein? Lag es an der mangelnden Wartung? Hatten sich die von der Herde produzierten Abwässer in die Rungen gefressen? Oder war es an diesem Ort einfach nur sehr windig?

Aufdeckung der Fakten

Unsere forensischen Ermittler stöberten in den Trümmern und dem verbogenen Metall und fanden Teile des Betonfertigteilbodens, mit dem der Schuppen verschweißt worden war. Bei näherer Betrachtung stellten wir fest, dass einige der Schweißnähte unzureichend waren und in einigen Fällen überhaupt nicht ausgeführt worden waren. Obwohl die Windstärke zu diesem Zeitpunkt deutlich unter der vorgeschriebenen Belastung lag, stürzte das Gebäude wie ein Segel ein.

Die Belastung der mangelhaft geschweißten Verbindungen führte dazu, dass sich der Betonboden löste und die Stützen überlastet wurden, was unweigerlich zum Versagen des Schuppens führte. Es handelte sich um einen Konstruktionsfehler, den wir dem mit dem Schadenfall betrauten Schadensregulierer meldeten. Während die Ursache schnell gefunden wurde, bestand unser wichtigster Beitrag bei diesem Schaden darin, den Betrieb bei der Entwicklung einer praktischen Lösung zu unterstützen, die ihn innerhalb von fünf Tagen nach dem Vorfall wieder in die volle Milchproduktion bringen würde. Dadurch wurde nicht nur der Stress für die Tiere gemildert, sondern auch die Auswirkungen des Betriebsunterbrechungsschadens minimiert.

Die Identifizierung des Konstruktionsfehlers konnte dieses Rätsel zwar lösen, warf jedoch die beunruhigende Frage auf, wie viele weitere dieser mangelhaft gefertigten landwirtschaftlichen Gebäude in Neuseeland installiert wurden. Dies stellt möglicherweise eine echte versteckte Bedrohung für Menschenleben und Vieh dar.

Während die Versicherer wahrscheinlich den ursprünglichen Hersteller des Kuhstalls in Regress nehmen werden, kann man sich nur fragen, welche Maßnahmen ergriffen wurden, um zu prüfen, ob die Schweißarbeiten an anderen Standorten fehlerhaft oder unzureichend waren.

Unsere unabhängigen Ermittler bei EFI Global verfügen über die professionellen bautechnischen und technisch-wissenschaftlichen Fähigkeiten, um die Gründe für ein Ereignis oder einen Ausfall zu ermitteln. Wir können auch Empfehlungen für die Instandsetzung aussprechen und das Unternehmen dabei unterstützen, schnell wieder auf die Beine zu kommen. Doch selbst mit all den detaillierten forensischen Beweisen, die wir gesammelt haben, ist es fast unmöglich, vorherzusagen, wo oder wann ein ähnlicher Vorfall eintreten könnte. Risikomanager sollten sich vor schlecht gefertigten landwirtschaftlichen Gebäuden in Acht nehmen - sie könnten ein Unfall sein, der nur darauf wartet, zu passieren.

Weitere Informationen über die Möglichkeiten von EFI Global in Neuseeland erhalten Sie in der Broschüre oder unter [email protected].